Was erzählen uns die Farben des Sommers?

 

Die Farben des Sommers – sie erzählen über das Hochfest Mariä  Himmelfahrt und dem keltischen Fest der Schnitterin

Pflanzenbeschreibung  Ringelblume (Calendula officinalis, Korbblütengewächse, Asteraceae)

 

Heiß war es die letzten Tage. Die Sonne hat mit ihrer Kraft das satte Grün der Wiesen, Felder und Wälder ausgeblichen, um den erdfarbenen Tönen Platz zu machen. Der Erntezeitpunt für die Getreidefelder ist gekommen.  Bleibt nur noch zu hoffen, dass keine schweren Unwetter dem Erntesegen schaden.

Die Natur beliefert uns über das Jahr immer wieder mit neuen Farben. An dieser abwechslungsreichen Palette können wir sogar die Jahreszeiten ablesen und obendrein erzeugen diese Wechselschattierungen Stimmungen in uns. Wir sprechen hier von der sogenannten Farbensymbolik.

Was empfindet ihr im Moment beim Anblick dieser braunen Erdtöne?

Diese harmonischen Ocker- Gelb- und Brauntöne stehen zum Beispiel für die Fruchtbarkeit der Erde. Unsere Seele verbindet diesen Anblick nicht selten mit den Empfindungen:  Sicherheit, Geborgenheit und Wärme. Zu diesem erdigen Anstrich passt geradezu  perfekt ein frisches Türkis.  Darin spiegelt sich das Wassers, womit dieses Element wunderbar den Hochsommer belebt. Türkis ist außerdem für Tun und Handeln bekannt. Als Supersommerfarbe schlechthin, darf Pink auf keinen Fall in der sommerlichen Farbtafel fehlen. Weiblich ist sie, diese Farbe, mit ihr können wir unsere Selbstsicherheit doppelt und dreifach unterstreichen. Und genau auf diese selbstbewusste Frau möchte ich hinaus. Wenn im August das Fest Maria Himmelfahrt gefeiert wird, oder wenn es um das  alte keltische Fest der Schnitterin geht.  

Maria Himmelfahrt

Ungefähr seit dem siebten Jahrhundert feiern Christen der römischen Kirche Mariä Himmelfahrt, die Aufnahme Marias in den Himmel. In der Ostkirche wurde das Fest bereits im fünften Jahrhundert eingeführt. In der Bibel ist die leibliche Himmelfahrt nicht erwähnt, aber Papst Pius XII. verkündete 1950 den für Katholiken verbindlichen Glaubensinhalt (Dogma), dass die Mutter von Jesus Christus bei ihrem Tod "mit Leib und Seele in die himmlische Herrlichkeit aufgenommen" wurde. Eigentlich lebt dem katholischen Glauben zufolge nach dem Tod die Seele eines Menschen weiter, während der Körper erst am jüngsten Tag auferweckt wird. Marias leibliche Aufnahme in den Himmel ist also eine Besonderheit und symbolisiert den erlösten Menschen. Für katholische Christen ist Mariä Himmelfahrt der Auftakt für 30 folgende Marientage, auch Frauendreißiger genannt, die als besonders segensreich gelten. Diese Phase wird dann mit dem Namensfest Marias im September abgeschlossen.

Alljährlich am Fest »Mariä Himmelfahrt am 15. August, findet in der katholischen Kirche seit Jahrhunderten das Ritual der Kräutersegnung bzw. der Kräuterweihe statt. Hierbei werden unterschiedliche Kräuter zu Sträußen gebunden und dann zur Segnung bzw. Weihe gebracht. Schon seit frühester Zeit sind Kräuter und ihre heilende Wirkung für die Menschen aller Kulturen lebenswichtig. Außerdem wurden sie häufig als Geschenke des Himmels oder der Gottheit angesehen.

Der Brauch der Kräutersegnung selbst geht auf eine alte Legende zurück, nach der die Jünger das Grab der Jungfrau Maria geöffnet hatten und dort statt ihres Leichnams duftende Blüten und Kräuter vorgefunden haben. Erstmals fand diese Tradition in der katholischen Kirche im 9. Jahrhundert Erwähnung.

Schnitterin und  Lughnasad

Schnitterin oder Schnitter steht eigentlich für die Erntehelfer während der Getreideernte. Sie schneiden das Korn in Handarbeit. Im Grunde ist jeder eine Schnitterin oder ein Schnitter, der die Pflanze für seinen Zweck von der Mutterpflanze oder der Erde trennt, um sie für einen Strauß oder zu einem Bündel zusammenzufassen.

In der keltischen und germanischen Mythologie ist das siebte Fest im Jahreskreis, Lughnasad, der Schnitterin zugeordnet. Dem alten Glauben nach, hat sich die dreifaltige Göttin bis zu diesem Zeitpunkt in die reife, rote Göttin verwandelt. Präsentierte sie sich zur Sommersonnenwende noch als liebende und umsorgende Mutter, ist sie jetzt für die Ernte verantwortlich. Die Ernte verlangt striktes Handeln, darum tritt sie nun als selbstbewusste Schnitterin auf den Plan. Mit ihrer Sichel setzt sie zum richtigen Zeitpunkt zum Schnitt an und trennt das reife Korn vom Halm, um den lebensnotwendigen Vorrat für den bevorstehenden Winter zu sichern. Wie alle Jahreskreisfeste hat auch Lughnasad einen festen Bezug zur Landwirtschaft. Es ist zudem als „Fest der Brotlaibe“, oder  Mariä Himmelfahrt bekannt.

Das Fest Lughnasad steht dem Fest Imbolc, aus christlicher Sicht als Lichtmess bezeichnet, gegenüber. Durfte um Lichtmess das Korn neu sprießen, wird es um Lughnasad herum geerntet.

Pflanzenleben und Menschenleben

So können wir ungestört weiterspinnen und den pflanzlichen Entwicklungszyklus genauso gut mit unseren Menschenleben vergleichen. Der kleine Keimling ist in dieser Sichtweise das Baby im Mutterleib (Lichtmess, Imbolc, Spätwinter, Samen, Keimung unter der Erde). Das Baby kommt zur Welt, es entwickelt sich zum Kleinkind mit einem ICH-Bewusstsein und schaut sich viel Wissen ab, um sich bis zum Teenager-Alter viel eigenes Wissen anzueignen. (Ostern, Ostara, Tag- und Nachtgleiche, Vorfrühling, Schössling). Dann klopft die Pubertät an die Tür und stellt oftmals die bisherige Weltanschauung in Frage. Die Entdeckung des anderen Geschlechts steht genauso auf dem Programm, sowie das Loslösen von den Eltern (Frühling, Walpurgis, Beltane, Schössling, Knospe). In großen Schritten geht die Entwicklung hin zum jungen Erwachsenen. Er verwirklicht sich selbst, beginnt eine Ausbildung, ein Studium oder tritt in das Berufsleben ein. Ich bin selbständig. Viele gründen eine Familie, die eigenen Kinder kommen zur Welt.  Das ist die Rushhour des Lebens (Sommer, Sommersonnenwende, Johanni, Litha, Blüte).  Und ehe wir uns versehen, sind die Kinder groß, vielleicht schon aus dem Haus. Wir können wieder mehr mit unserer Zeit agieren, Entscheidungen müssen getroffen, evtl. sogar Lücken gefüllt werden. Nicht selten ordnet der eine oder andere seine Weichen neu, trennt alte Schnittstellen. Docht Vorsicht - dieser Schnitt soll wohl überlegt sein (Spätsommer, Schnitterin, Maria Himmelfahrt, Ernte, Korn). Die Zeit für die Ernte des Lebens ist gekommen, da stellen wir uns nicht selten die Frage, haben wir gesät? (Herbst, Herbst Tag- und Nachgleiche, Ernte, Früchte). Im Alter dürfen wir nun das Zepter in die Hand nehmen! Ich mache das, was ich will! (Spätherbst, Allerseelen, Samhain, alles geht in die Tiefe / Wurzeln). Wir haben ein hohes Alter erreicht. Das Sterben ist ein Begriff, aber auch die Klarheit steht im Raum. Unsere Früchte liegen in der Erde, um wieder neu zu keimen. (Winter, Julfest, Wintersonnenwende, Laub wird zu Dünger / Kompost).  Keine Angst vorm Sterben….

Fragen werden deutlich

Um das Fest der Schnitterin werden Fragen deutlich: „Was nicht richtig reif ist, können wir auch nicht ernten.“ Samen entstehen nur dort, wo die Sonne voll hin scheint. Was wärmt denn unsere Seele? Ein stabiles, soziales Umfeld zum Beispiel, oder die tiefe Verbindung zur Familie. Auch Freunde und unsere Partner nehmen dabei ganz wichtige Rollen ein. Ebenso die Freude am Beruf, Lachen, Leichtigkeit und Fröhlichkeit im Leben.

Im Gegensatz dazu gibt es auch unreife oder überreife Früchte. Die brauchen wir nicht mehr ernten! Das gehört zum Leben dazu und gilt es auszuhalten. Aber nicht nur das, auch Verantwortung müssen wir hierfür übernehmen. Dieser Zustand ist ein Zeichen für genaues Überlegen und Handeln. Wer es wagt einen Schnitt, oder eine Abgrenzung schon jetzt zu setzen, sollte sich ganz sicher sein.

Hilfreiche Fragen zum Jahresfest der Schnitterin

Gibt es Themen, bei denen eine Entscheidung ansteht?

Muss ich etwas beenden, damit Neues entstehen darf?

Gibt es Dinge oder Menschen, mit denen ich nie „reif“ werde?

Wo kann ich den alten Zopf ganz abschneiden, oder reicht es ihn zu kürzen?

Wo sind meine Samen schon aufgegangen, worüber darf ich mich freuen?

 

 

Pflanzenbeschreibung: Ringelblume (Calendula officinalis)

Heute stelle ich mich euch vor, ich bin die Ringelblume manchen von euch auch als Sonnenbraut bekannt. Meinen Spitznamen habe ich aus einem ganz einfachen Grund erhalten. Ich liebe die Sonne und begleite sie, indem ich mich den ganzen Tag über mit ihr mit drehe. Ihr findet mich in vielen Gärten, denn dort wo ich einen guten Gartenboden vorfinde, reicht es, wenn ihr meine Samen über den Boden verteilt. Ein gutes Stichwort, um auf meinen tatsächlichen Namen überzuleiten – Ringelblume. Habt ihr schon einmal meine Samen ganz genau betrachtet? Dann ist euch vielleicht nicht entgangen, dass sie sich richtig ringeln…

Bitte nehmt einen Regenschirm mit, wenn ihr seht, dass ich meine Blüten am Morgen noch geschlossen halte, ich bin nämlich ein Regenbarometer und spüre es, wenn Regen vor der Tür steht. Als Heilkraut bei Wunden habe ich mir neben Arnika und dem milden Gänseblümchen einen ganz guten Namen gemacht. Salben, Tinkturen oder Öle könnt ihr wunderbar aus mir zaubern. Ihr braucht mich nur zu pflücken, dabei könnt ihr beobachten, dass aus meiner Bruchstelle eine zähe Flüssigkeit austritt. Damit verschließe ich sofort meine eigene Wunde und genau dasselbe mache ich auch mit deinen Wunden. Ich verschließe sie in null Komma nichts. Genau das kann ich dir auch für deine Seele und deinen Geist anbieten. Uns Pflanzen wird nämlich nachgesagt, dass wir eine Pflanzenseele besitzen. Speziell von meiner Seele wird behauptet, ich soll eine verbindende Kraft ausüben. Daher umhülle und umsorge ich Wunden aller Art, seelisch wie körperlich. „Denkst du es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein Lichtlein her“. Probiere es aus doch aus - und denk in aussichtslosen Situationen  an mich, damit ich dir einen Lichtblick spenden kann.

Wissenschaftlich betrachtet

Die Ringelblume hat drei unterschiedliche Samen.  Die äußeren fliegen mit dem Wind fort.   Die mittleren sind mit Haken ausgestatten und haften sich gerne an das Fell von Tieren, um fortgetragen zu werden. Die Inneren fallen einfach dort zu Boden, wo sie sind.

Auch wissenschaftlichen Untersuchungen hält diese Pflanze stand. So konnten bisher 60 unterschiedliche sekundäre Pflanzenstoffe isoliert werden. Unter anderem auch acht unterschiedliche Flavonoide (wasserlösliche Pflanzenfarbstoffe, sie haben eine wichtige Rolle im Stoffwechsel vieler Pflanzen) mit dem Hauptwirkstoff Lutein. Dieser Stoff wirkt als sehr starkes 1*Antioxidans, vor allem  im Auge.

Sicher ist nach wissenschaftlicher Aussage, dass eine Ringelblumenessenz entzündungshemmend agiert. Stimmt die Dosierung, dann ist die Anwendung vergleichbar mit Indometacin, welches ein Schmerzmittel in der Rheumamedizin darstellt. Im Labor konnte zudem eine Hemmung von Bakterienwachstum nachgewiesen werden, verantwortlich dafür werden die speziellen Flavonoide gemacht. Sogar eine antivirale Wirkung hat ein Ringelblumenextrakt bei Herpes Simplex Viren und auch gegen einige Grippeviren angezeigt. In den gelben und orangen Blüten fanden die Wissenschaftler 19 unterschiedliche Carotinoide, welche ebenfalls eine starke antioxidativer Wirkung auf unseren gesamten Organismus ausüben. Eine Ringelblumenheilcreme wirkt auf lokale Wunden und verschließt diese schnell. Genauso lassen sich Wunden im Mund- und Rachenraum mit einer Gurgellösung gut behandeln.

1*Antioxidantien bieten Schutz gegen sogenannte 2*"freie Radikale". Diese freien Radikale werden zum einen vom Körper selbst während verschiedener Stoffwechselprozesse gebildet, zum anderen entstehen sie durch schädliche äußere Einflüsse wie Zigarettenrauch, Umweltgifte oder UV-Strahlung der Sonne. (Wikipedia)

2*gibt es zu viele freie Radikale in unserem Körper, entsteht sogenannter 3*"oxidativer Stress". Dieser soll Krankheiten wie Arteriosklerose, Herz-Kreislauferkrankungen, Arthritis und Krebserkrankungen mitverursachen und zudem die Haut schneller altern lassen. (Wikipedia)

3*Oxidativer Stress ist ein Zustand des Stoffwechsels, bei dem ein Ungleichgewicht zwischen freien Radikalen und Radikalfängern besteht. Freie Radikale sind Sauerstoff-Verbindungen, denen ein Elektron fehlt. Sie sind besonders reaktionsfreudig, da sie danach streben, ihr fehlendes Elektron zu ersetzen. (Wikipedia)

 

  

 

 

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